Fernweh

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Sonntag, 21. Februar 2016

Sardinien, der Kurventraum

24.01.2014 Genua – Parken von Auto & Hänger

Jap, wir wollen im Frühjahr die ersten Sonnenstrahlen tanken. Nur die gähnend lange Anreise auf dem Töff  durch die Po-Ebene sorgte bei Frauchen (mir) schon jetzt für  irgendwie kein richtiges Lustgefühl.
Gut das Freunde von uns einen Hänger haben und wir eine Anhängerkupplung :-)  Aber wer möchte schon Auto & Hänger einfach so in Italien auf der Straße stehen lassen ? Wir nicht… Durch Recherche sind wir auf Alex Firpo gekommen.
Bei Alex kann man Auto & Hänger in einem sicheren abgezäunten, bewachten Gelände parken, und das Ganze von der Ferne aus sogar per Kamera live beobachten. Kosten pro KfZ von Tag 1 bis einem Monat Stand heute € 50,00…..also Auto & Hänger € 100,00 für bis zu einem Monat.
Kontakt:   firpo@libero.it        www.genovapark.com   www.FFirpo.com      www.parcheggio.tv
Koordinaten N 44° 25.715′ E 008° 46.533′   (Umgebung kann in GoogleEarth per StreetView erkundet werden).

24.04.2014 Planungen abgeschlossen

Nachdem ich durch Zufall festgestellt habe das die Fähre von Livorno nach Sardinien pro Person/Passage € 70 günstiger ist haben wir kurzerhand umgeplant.
Wir fahren jetzt die 176 km von Genua weiter bis nach Livorno. 46 km vor Livorno haben wir einen Camping wo wir Auto/Hänger für € 9,00 pro Tag stehen lassen können.
Camping Europa – Torre del Lago Puccini <info@europacamp.it>   www.europacamp.it
oder auch   Info – Camping Italia <info@campingitalia.net>    http://www.campingitalia.net/tariffe.php

Bin ja mal gespannt wie die Anfahrt so klappt.

Ist schon komisch, egal ob 1 Woche oder 9 Wochen, Gepäck ist immer gleich viel

25.04.2014 bis Bellinzona

Endlich Urlaub ! Seit August letzten Jahres hatten wir keinen Urlaub mehr, langsam wurde es also Zeit. Die Mopeds warteten schon aufgeschnürt auf dem Hänger (Danke Hannes!), diesmal wollten wir auch mal bequem sein. Ab ging’s Freitagnachmittag Richtung Süden. Und wir das so ist, als ungeübte Hänger Fahrer, die ersten 50 km 3x Stopps um zu prüfen das wir auch ja alles richtig verschnürt hatten (na klar, war dann auch so). Gut ging es voran, kurz vor Freiburg wahnsinnige 27 Grad, dann kam aber Hagel und Regen, und obwohl wir vorher noch ziemlich muffig waren, weil im Auto und nicht auf dem Motorrad, waren wir jetzt doch ganz froh. Nach ca. 600 km, kurz vor Bellinzona kam die Müdigkeit. Also ruckizucki im Auto die Rücklehne umgeklappt, Isomatten aufgepumpt und auf einem tollen Rastplatz die Nachtruhe eingeläutet. Wäre nicht um kurz nach 3h die Alarmanlage an einem anderen Auto angegangen hätt Frau sogar durchgeschlafen.

26.04.2014 bis Livorno

Ausgeruht ging’s am nächsten Morgen weiter bis zu dem von uns avisierten Camping.  http://de.europacamp.it/index.html
Hier sollten Auto und Hänger eine Woche Urlaub machen. Wir bekamen einen extra Platz, eingezäunt und abgeschlossen, außerhalb des eigentlichen Campingplatzes, für kleines Geld. Sehr zu empfehlen! Und endlich rauf auf die Mopeds bei angenehmen 18 Grad. Die Fahrt vom Camping bis zur Fähre in Livorno knappe 30 Minuten.

endlich losfahren
 Achtung, in Livorno ist der Fähreingang nicht mehr wie vor ein paar Jahren, sondern an einer anderen Stelle, aber sehr gut ausgeschildert. Die Fähre sollte um 21h ablegen, das Ticketbüro macht erst 2 Stunden vorher auf. Also Campingstühle raus, Kindle an, Kappe auf und herrlich in der Sonne relaxen.

Relaxing

Nach und nach kamen auch andere Motorradurlauber an, und mit Peter, Thomas und Ozzi aus der Nähe vom Starnberger See verging bei angenehmer Plauderei die Zeit wie im Fluge.
Ticketkauf mehr als überraschend, der Preis war in den letzten zwei Wochen nochmals deutlich gesunken.
Thomas und Klaus nahmen mich in die Mitte und so war meine erste Auffahrt auf die Fähre auch ein Klacks.

ganz schön groß die Fähre

Abschnüren und bei den Pullmannsitzen ein nettes Plätzchen suchen, und rauf aufs Deck den Sun-Downer genießen. Da die Fähre relativ leer war hatten wir ein nettes Schlafplätzchen, ruhig bei leichtem Wellengang träumten wir schon von den Kurven.
Livorno Hafen

 27.04.2014 Porto Aranci – Alghero

 
Sonnenaufgang von der Fähre aus

 Im Morgengrauen erblickten wir die Insel, beim Ausfahren aus dem großen Rumpf zog der Duft von Macchia, Thymian, Myrte, Rosmarin und anderen tollen Kräutern in unsere Nasen: angekommen
Die ersten Kilometer bei frischen 13 Grad führten natürlich zu einem leckeren Cappuccino und Croissants.

grau in grau
 Dann hieß es leider Regenkombis an und über die Höhenzüge des Nordostens, kleine Sträßchen entlang Richtung Westen
 Auf den Monte Limbara, dem rund 1400 Meter hohen Grantivmassiv standen wir sogar im Nebel, keine 50 Meter weit die Sicht. Aber dieses Schauspiel war nur von kurzer Dauer, die SS 392 führte uns, Kurve um Kurve, rüber bis nach Monteleone.
die Husky als Lastesel
In diesen Ort mussten wir einen Abstecher nach oben machen, die Aussucht über den Lage di Temo ist grandios.



Weiter die SS 292 bis Alghero zu einem Camping unweit der Stadt
Blick auf Alghero
Alghero mit 39000 Einwohnern ist ein putziges Städtchen mit einer netten Altstadt und ihrem Ring von massiven, runden Festungstürmen. Aus der Bucht, die voll mit Segeljachten war, sieht man rüber in das Gebirge Capo Caccia mit weißleuchtenden Kalkfelsen. In dem netten Stadtzentrum mit Gässchen erinnern die Fassaden, Fenster und Tore an den gotischen Stil Nordspaniens.
Nach einer Pizza gings einen Rundgang über die Bastionen mit Blick auf den Hafen. Der Wind wurde immer stärker so dass wir unsere Kapuzen tief ins Gesicht ziehen mussten, Augen fast zu, der Sturm trieb den Sand überall hin.

noch kein Sturm

Männerspielzeug


Kitesurfing

Blick auf die Altstadt


28.04.2014 Alghero – Sini

Die Kleinstadt Bosa liegt romantisch 4 km landeinwärts im Flusstal des Temo.

am Temo
 An der Brücke zum oberen Stadttor hieß es Kaffeepäuschen. Am Temo entlang führt eine mit Palmen gesäumte Uferpromenade, gegenüber liegen die verlassenen Gerbereien. Herrlich um Sonne und warme Temperaturen zu genießen.

Kaffee-Bring-Service
Ab ins Landesinnere zur Basaltoberfläche Giara di Gesturi. Sie ist 12 km lang und bis zu 6 km breit. Neben Ziegen, Schafen und halbverwilderten Hausschweinen sollen hier rund 1500 Pferde in völliger Freiheit leben. Leider habe wir die Pferde nicht gefunden, und der permanente Wind setzte und mehr und mehr zu. So haben wir gegen späten Nachmittag in Mangel eines Campings einen Agrotourismo in Sini angesteuert. OK, dieser Hof hatte bestimmt schon mal bessere Tage gesehen, aber wir konnten unser Zelt hinter einem Nebengebäude aufbauen. Nach einem Spaziergang durch den sehr übersichtlichen Ort folgte eine sehr ruhige Nacht.

kuschliges Zeltplätzchen
Campermahlzeit

29.04.2014 Sini-Tancau


Nähe Sini
 Über die weiten Hochebenen des Landesinneren mit den herrlichen Gesteinen, Felsen und der in dieser Jahreszeit blühenden Feldern fegte ein ziemlich stürmischer Wind. Selbst ein Päuschen wurde mir verwehrt, als ich stehen bleiben wollte merkte ich es geht nicht. Töff und ich wäre umgepustet worden, also schnell wieder den 1sten Gang rein und weiter.
Im Norden der Ogliastraebene schiebt sich der Supramonte bis ans Meer und bricht als über 1000 Meter hohe Steinmasse hin als Ebene ab. Unser Ziel , der http://www.mareblucamping.it/.%5CD%5Ccamping.htm
Zwar hat er erst am Mitte Mai auf, da wir aber schon öfters hier waren ließ uns der Besitzer als einzige Gäste auf den Platz.
Wunderschön unter einem Pinienhain, Zelt direkt am flachen weißen Strand mit Blick auf das Meer und die zwei kleinen Inseln. Perfekt !
Blick aus dem Bett

30.04.2014 Kurve um Kurve

Sardinien hat keine geraden Strecken, zumindest haben wir diese nicht gefunden. Und so ging es alle 50 Meter rechts-links-rechts-links usw. Das große Hirtendorf Dorgali liegt versteckt durch hohe Berge und ist vom Meer aus nicht zu sehen. Weiter durch einen Tunnel und endlosen Kurven führt die großartige Panoramastrasse, mit Blick auf Berge und Küste des Supramonte.
Viele kleine Orte zeigen den rauen Charme von Sardinien in seiner Ursprünglichkeit und im Landesinneren fehlt vom Tourismus noch jede Spur.
Blick auf die Bucht


Baunei

01.05.2014 Kurve um Kurve Teil 2

Neben Orgosolo haben in vielen weiteren Orten die Murales, Wandgemälde, seit unserem letzten Besuch zugenommen. Orgosolo mit seinen 4800 Einwohnern ist ein Ort von Blutrache, Banditen und Rebellion gegen den Staat. Auf den ersten Blick ein normales Dorf, doch dann zeigt sich der Blick auf Unmengen von Murales, auch in den kleinsten Gassen. Diese Wandgemälde zeigen Bilder die die Einheimischen bewegen: Arbeitslosigkeit und Auswanderung, soziale Lage, Diskriminierung. Diese Bilder werden von den Einheimischen selbst geschaffen und greifen immer neue Themen auf.
Murales
typische Wandbilder
Heute ging es über eine wunderschöne Panoramapiste, teils mit Schotter –zum üben für mich- und den weiten Ausblicken über die Insel und deren Schönheit.
Upps

Lunchtime
Bei dem obligatorischen Picknick in freier Natur sind Besuche von Familie Schwein, Familie Ziege oder Stute mit Fohlen nicht selten.

Die Begegnung mit den Hirtenhunden verliefen auch relativ harmonisch, nur ein Kamerad sorgte bei uns für 5 Minuten Stillstand bis er dann einsah das wir im nichts Böses wollten.
Teil der Familie Ziege
 
Ein Wendemanöver, bedingt durch eine Straßensperrung, auf dem Heimweg sorgte dafür dass das Töff seine Beinchen in die Höhe strecken musste. Aber Dank stabiler Seitenlage auf den selbstgebauten Alukoffern sind Moped und Fahrerin heil geblieben. Der obligatorische Kaffee abends in Baunai durfte natürlich auch nicht fehlen.

 02.05.2014 erstens kommt es anders

So schnell vergeht die Zeit, aufpacken war angesagt. Bis dato ca. 1200 Kurvenkilometer auf dem Tacho sollten doch noch einige dazukommen.

Blick auf Porto Aranci
 Viele kleine Orte säumten unseren Weg Richtung Fähre, und eine Sardinienralley kreuzte auch den Weg Richtung Norden. Ein Teil ging es natürlich auf der berühmten SS125 entlang, aber dann wieder ab ins Gelärsch. Und auch hier natürlich eine Kurve nach der anderen.
Früh wie wir sind gings in Golfo Aranci nochmals ins Fährbüro, und klasse die Aussage „oh, heute fährt die Fähre von Olbia, Gate 2 aus“……..Ok für uns kein Problem, wir hatten genügend Zeitpuffer, aber man stelle sich vor, da ja die meisten Inselbesucher schon ein Ticket haben, diese kommen kurz vor knapp an und müssen dann nochmals knapp 40 km fahren ? Ich stelle mir da so vor wie am Frankfurter Flughafen: Tut uns leid, heute fliegen wir von Frankfurt-Hahn aus……………………..
Abschied
Die Fähre legte dann auch noch 10 Minuten früher ab, möchte nicht wissen wie viele Leutchen die Fähre verpasst haben.

 03.05.2014 der schiefe Turm

Livorno empfing uns bei kühlen 12 Grad. Aber den schiefen Turm von Pisa durften wir uns nicht entgehen lassen
Schräglage
 Morgens um 8:30h hat man fast einen einsamen Blick auf dieses Bauwerk, und er ist mächtig schief. Schon 30 Minuten später kamen Busladungen von Touri’s und wir suchten schnell das Weite.

auch hier Bestens zu erkennen
Noch zum Abschied lecker frühstücken in Pisa und dann ab zum Camping.
Um kurz vor 12h waren wir mit aufschnüren und co fertig, ab ging es on the road @home

Fazit:

Sardinien, als zweitgrößte Mittelmeerinsel ist zum Kurvenfahren (…üben) traumhaft. Ich persönlich mag die Insel im Frühjahr mehr als im Herbst. Auch wenn das Wetter bei uns zwischen 8 Grad in den Bergen und max. 20 Grad an der Küste war, und ein bisschen Regen auch dazu gehörte, entschädigt dass satte Grün, die schönen Blütenfarben und die Frische für alles. Die Einheimischen sind noch nicht „Touri-geschädigt“ und die Insel ist wesentlich leerer als im Herbst.
Zum Aufladen hatte ich 1347 km auf dem Tacho, und noch Profil…..bei Klaus dürften es einige Kilometer mehr sein, und die Reifen der Husky sind einwandfrei Slicks.